Es ist schon bezeichnend für unsere Zeit, wenn eigene Unzulänglichkeiten und mangelndes Benehmen unter Zuhilfenahme medialer Kanäle kompensiert werden soll.
Klare Gespräche und Konflikte finden nicht nur aufgrund von Covid-19 seltener Auge in Auge, sondern aufgrund von einer Verlagerung der Diskussion und des Dissens in die virtuellen Räumen der Medien, immer häufiger in Anonymität und/oder Distanz statt.
Vielleicht soll so Feigheit, mangelnde Umgangsformen und fehlendes Wertebewusstsein kaschiert werden. In jedem Fall werden persönliche Konsequenzen weniger spürbar und auf eine abstrakte Ebene verschoben.
Eine klare binäre Haltung zu einem Sachverhalt findet man immer weniger. Das Verlagern der Probleme und das Ablenken – neuerdings unter „Whataboutism“ definiert – ist oft einfacher, als die konsequente und nachhaltige Auseinandersetzung mit einem Problem.
Im Zuge dieser Verweichlichung werden auch Kontoren unschärfer und Kanten runder. Wenige präferieren Berechenbarkeit und Schärfe und tauchen in der vermeintlichen Wohlfühlumgebung des „..wir haben uns lieb – pieppiep“ ab.
Ich vermisse vor allem in Verwaltung und Politik Konfliktfähigkeit und Führungsqualität mit kompletter Transparenz und faktischer Grundlage. Seilschaften und „Amigos“ decken sich gegenseitig mit vermeintlich alternativlosen Rahmenbedingungen, die nicht selten politisch meist jedoch wirtschaftlich begründet sind.
Die Spaltung beginnt im Nichtzulassen von Konflikt.
„When the going gets tough it is the positive signal to keep charging“ Victor Wooten